Émile FRIANT (Dieuze, Moselle 1863 - Paris 1932)
Bettler in einer Kirche
Mahagonipaneel, zwei Bretter, nicht parkettiert.
Signiert in der oberen rechten Ecke E. Friant und datiert 87.
Trägt auf der Rückseite eine alte Inschrift M. Coquelin/ Rue de Presbourg, 6.
66,5 x 48,5 cm.
Provenienz: Sammlung Constant Coquelin, genannt Coquelin aîné; Verkauf, Sammlung Coquelin, Galerie.
Georges Petit, Paris, 27. Mai 1893, Nr. 34; Verkauf, Sammlung C. Coquelin, Galerie Georges Petit, Paris, 9. Juni 1906, Nr. 45.
Ausstellung: Exposition des 33, 2e année, galerie Georges Petit, Paris, Januar 1889 Nr. 108.
Bibliografie: Katalog der Ausstellung L'école de Nancy, Peinture et Art nouveau, Nancy, Musée
des Beaux-Arts, 1999, zitiert auf S. 48, 135. Henri Claude, Friant, Serge Domini ed. 2005, zitiert S. 100; Katalog
der Ausstellung Friant, le dernier naturaliste?, Nancy, Musée des Beaux-Arts, 2016-17, zitiert S. 188. Le mendiant (Der Bettler),
manchmal mit L'aveugle betitelt, war bis dato nur durch die Beschreibungen in den beiden Verkaufskatalogen bekannt.
der Sammlung des berühmten Schauspielers Constant Coquelin, genannt Coquelin aîné, aus den Jahren 1893 und 1906.
Sein Wiederauftauchen ist sehr interessant, denn es ist zweifellos mit La Toussaint (1889, Musée
des Beaux Arts, Nancy) das berühmteste Werk von Emile Friant.
Das Bild zeigt den Bettler Auger (manchmal auch Ogé geschrieben), der schlafend am Eingang einer Kirche sitzt, die in der Dunkelheit versinkt.
in der Dunkelheit liegt. Auger war eine beliebte Figur, die allen Menschen in Nancy bekannt war, wenn man Charles
de Meixmoron de Dombasle (E. Friant, Nancy 1896, S. 30). Das Thema ist kompromisslos realistisch,
Dennoch ist die Atmosphäre von einer gewissen Spiritualität geprägt, die vielleicht auf das rote Licht eines Kirchenfensters im Hintergrund und das flackernde Licht einer Kerze zurückzuführen ist.
symbolischen Schrägstrich mit Augers Händen, die in einer Geste gefaltet sind, die an Gebet und Resignation erinnert. Diese Komposition mit engem Bildausschnitt, schlichten Mitteln und Farben strahlt ein Gefühl des Friedens und der Ruhe aus.
von Gelassenheit aus. Über das Mitleid hinaus drückt Friant die ganze Sympathie und den Respekt aus, die er für die Benachteiligten empfindet.
den Benachteiligten gegenüber. Es gibt keine politischen oder sozialen Hintergedanken, sondern nur eine Botschaft der Menschlichkeit.
Der Bettler ist mit der naturalistischen Strömung verwandt, die gegen Ende der 1870er Jahre in der Malerei aufkam. Emile
Friant schloss sich dieser Bewegung an, die sich als objektiver Zeuge des Lebens der von der Gesellschaft Ausgegrenzten verstand. Mit Aufrichtigkeit und
Sensibilität investiert er in diese Ikonografie von Landstreichern, Bettlern und anderen Unglücklichen und malt u. a.
Les buveurs (1884, Nancy, Musée des Beaux-Arts) und Le vagabond (1890, Stockholm, Nationalmuseum).
Zur gleichen Zeit ließen sich viele Maler von derselben Ader inspirieren, z. B. Bastien
Lepage, Raffaelli, Dagnan Bouveret, Fernand Pelez Die rührende Figur des Auger findet sich praktisch unverändert wieder in
unverändert in La Toussaint (1889), einem Thema, über das Friant seit 1886 nachdachte. Seine
Kleidung und Haltung sind in beiden Kompositionen identisch, aber La Toussaint zeigt den alten Auger
Bettler von vorne, in einer neutralen Frontalität, die zur Feststellung einlädt. Darüber hinaus werden seine Verletzlichkeit und Schwäche
im Gegensatz zu der imposanten Solidität der Gruppe von Bürgern aus Nancy roher zum Ausdruck.
und durch die Geste der Nächstenliebe, die sie zu tun bereit sind und von der er abhängt, um sein Leben zu retten.
Überleben angewiesen ist. Das spektakuläre Format von La Toussaint, seine visuelle Kraft und die moderne Kameraführung
die an einen fotografischen Schnappschuss erinnert, faszinierte Publikum und Kritiker seit ihrer Ausstellung im Salon von 1889.
1889. Der Erfolg stellte sich sofort ein und blieb bis ins 20. Es ist interessant zu denken, dass die
Komposition dieses so gefeierten, kommentierten und reproduzierten Werks Friant im Schatten erschienen sein könnte
ruhig und empfangen von einer Kirchenvorhalle, während er Auger in Der Bettler malte.
Wir danken der Association Emile Friant, die uns freundlicherweise die Echtheit des Gemäldes bestätigt hat und uns die folgenden bibliografischen Angaben zur Verfügung gestellt hat
die bibliografischen Angaben zur Verfügung gestellt hat, sowie Frau Pascale Pavageau für die Erstellung des Steckbriefs.
Schätzw. 20.000 - 30.000 EUR