Tischservice

Empfohlene Lose

Fünf Geschirrteile; Sèvres, um 1840. Porzellan. Provenienz: König Louis Philippe. Sie präsentieren Siegel auf dem Sockel. Maße: 3,4 x 18,5 x 18,5 cm (Teller); 7, 7 x 14,5 x 14,5 x 14,5 cm (Schalen); 14,5 x 12 x 12 x 12 cm (Krug). Set aus fünf weißen Porzellanstücken mit dem Emblem des französischen Königs Louis Philippe, dessen goldene Initiale von Lorbeerzweigen flankiert und gekrönt wird. Alle Stücke weisen außerdem goldene Elemente auf, die sich von dem Weiß abheben und einen eleganten Kontrast bilden. Die ursprünglich 1740 in Vincennes gegründete Manufacture Nationale de Sèvres wurde 1756 an diesen Standort verlegt. Als eine der führenden europäischen Porzellanmanufakturen erhielt die Manufaktur nacheinander die Namen verschiedener politischer Regime: königliche, kaiserliche und nationale Manufaktur. Die Manufaktur ist auch heute noch aktiv und bearbeitet die seit 1740 geschaffenen Objekte, auch wenn sich ihre aktuelle Produktion weitgehend auf zeitgenössische Kreationen konzentriert. Die Manufaktur von Vincennes wurde mit Unterstützung von Ludwig XV. und Madame de Pompadour gegründet, um Stücke für den Hof zu schaffen und mit den Porzellanproduktionen von Meißen und Chantilly zu konkurrieren. Die ersten Experimente wurden von den Brüdern Robert und Gilles Dubois durchgeführt, die aus der Manufaktur von Chantilly stammten. Bereits 1745 wurden unter der Leitung des Ehepaars Gravant wichtige Ergebnisse erzielt, vor allem die Herstellung von Porzellanblumenmodellen zur Dekoration aller Arten von Gegenständen. Das neue Gebäude in Sèvres, in das die Manufaktur 1756 umzog, wurde auf Initiative von Madame de Pompadur errichtet. Drei Jahre später wurde die Manufaktur zur königlichen Manufaktur ernannt und verwendete fortan Feingold, das einzige Privileg in ganz Frankreich. In den ersten Jahren stellt die Manufaktur hauptsächlich Weichporzellan her; Hartporzellan mit Kaolin wird in Sèvres erst 1770 auf den Markt gebracht. Zu den Innovationen dieser Manufaktur im 18. Jahrhundert gehörten farbige Hintergründe und die Verwendung von Keksen für kleine Skulpturen. Während der Französischen Revolution musste die Manufaktur einen Produktionsrückgang hinnehmen, erlebte aber zwischen 1800 und 1847 dank der Leitung von Alexandre Brongniart, der der Manufaktur zu internationalem Ruhm verhalf, einen erneuten Aufschwung. In diesen Jahren wurden viele wichtige technische Neuerungen eingeführt, und mehrere zeitgenössische Künstler arbeiteten mit der Fabrik zusammen.

Schätzw. 4.000 - 5.000 EUR

Königliche Porzellanmanufaktur Berlin KPM - Tischspiegel aus einem friderizianischen Toilette-Service Porzellan, farbiger Aufglasurdekor, überwiegend in Seegrün und Hellpurpur, Vergoldung, ebonisiertes Holz, Spiegelglas. Modell 161. Gebrannt in mehreren Teilen, mit Schrauben montiert auf den Holzträger. Hinten klappbare Aufstellvorrichtung. Glatter Bruch in der linken Seitenleiste, Restaurierungen an einzelnen Blatträndern, der Spitze des Rocaillengitters oben und den Blumen in ihrem Haar. H 59,5, B 38,5 cm. Berlin, KPM, um 1768. Von diesem seltenen Tischspiegel sind bisher drei weitere Ausformungen bekannt: 1. Das bei Lenz 1913 publizierte Exemplar, "gold, rosa und grün staffiert", ehemals Besitz von Margarete Oppenheim (1857 - 1935). 2. Das Exemplar bei Köllmann, damals Sammlung Karl-Heinz Wadsack, grün, gelb und emailblau staffiert. 3. Das unstaffierte Exemplar, das 2017 in der Auktion Orangerie auftauchte. Lenz erwähnt in den achivalischen Tabellen mit den Auszügen aus den Schatullrechnungen Friedrichs II. mehrere Spiegel, die an den König geliefert wurden. Die ersten wurden 1767 übergeben, stolz verzeichnet mit dem Kommentar "Zwei Spiegel Rahmen, einer 14 1/2 Fuß hoch, 3 Fuß breit, und der andere 12 1/4 Fuß hoch, 3 Fuß breit angefertiget und zu des Königs höchster Zufriedenheit in das neue Schloß bei Sans Souci abgeliefert." Unter dem Datum der Lieferung am 18.6. 1768 findet sich der Eintrag "2 compl. Bunt gemd. Toiletten mit natürlichen Blumen und Gold Mosaique pp.". Am 21.12.1768 lieferte die Manufaktur "3 compl. Toiletten gantz weiß eine jede bestehend in 2 Leuchter, 1 Spiegel, 1 großer, 2 mittlerer viereckiger Toilette-Kasten, 2 Poudre Dosen, 2 große, 2 mittlere, 2 kleine Büchsen zu Pomade pp., 2 Spiritus Fläschgen, 2 Nadel-Tellern, 2 kleine, 2 große Bürsten, 1 Waschbecken nebst 1 Gießkanne und 1 Seifkugel Büchse". Einige Jahre später, mit Lieferung am 25.7. 1774, findet sich noch "1 Complette Toilette nebst Spiegel von 39 Stücken mit bunt natürlichen Blumen und Goldkante". Die Beliebtheit dieser Garnituren als repräsentatives Geschenk lässt ahnen, wie wichtig das tägliche Ritual der Körperflege und der Maquillage bei Hof waren. Perücken und Puder schufen ein einheitliches gepflegtes Aussehen, das entlarvende physische Mängel und allzu Individuelles überdeckte. Jedes Mitglied des königlichen Hofs unterwarf sich dieser Prozedur der "grande toilette“, zu der auch das aufwändige Ankleiden gehörte. All das nahm einen großen Teil des Tages in Anspruch. Prachtvoll in Silber geschmiedete umfangreiche Toilettegarnituren kamen in Frankreich unter König Louis XIV in Mode. Die Augsburger Silberschmiede produzierten seit dem Ende des 17. Jahrhunderts große Kästen mit zahlreichen Ausstattungsstücken, die als Bestellungen oder Geschenke über ganz Europa verteilt wurden. Erste Einzelstücke aus Porzellan oder mit Porzellangriffen produzierte die königliche Manufaktur Meissen schon ab den frühen 1730er Jahren. Nach dem Siebenjährigen Krieg und der Übernahme der Berliner Porzellanmanufaktur durch Friedrich II. wurden Toilettegefäße und -gegenstände auch dort hergestellt, um den Bedarf des Hofs zu decken. Literatur Vgl. Lenz, Berliner Porzellan. Die Manufaktur Friedrichs des Grossen 1763 – 1786, 1. Bd., Berlin 1913, Abb. 588. Vgl. Preußische Akademie der Künste zu Berlin (Hg), Meisterwerke aus den preussischen Schlössern, Berlin 1930, Nr. 115. Vgl. Köllmann/Jarchow, Berliner Porzellan, Bildband, München 1987, Nr. 605, verst. Christie's London am 1. Mai 2002, Lot 45. Vgl. Auktion Orangerie Berlin am 30. November 2017, Lot 336, ein unbemaltes weißes Exemplar.

Schätzw. 15.000 - 20.000 EUR

Meissen Königliche Porzellanmanufaktur - Runde Schüssel aus dem Vestunen-Service für König Friedrich II. Porzellan. Modell Französisches Dessin. Blaumarke Schwerter, Drehernummer 36. Minimale Chips am Standring, einer am Rand. D 30 cm Meissen, 1763, das Modell von Johann Joachim Kaendler. Nach dem Friedensschluss von Hubertusburg zwischen dem preußischen, österreichischen und sächsischen Königshaus im Februar 1763, war der Siebenjährige Krieg endgültig beendet und man blickte friedlicheren Zeiten entgegen. Anlässlich des wiedergewonnenen Friedens beauftragte Friedrich II. noch im November des gleichen Jahres die Meißener Manufaktur mit einem der wohl umfangreichsten und persönlichsten Service mit rund 60 Gedecken und üppigem figürlichem Tafelschmuck. In dem von Samuel Wittwer publizierten Arbeitsbericht Kaendlers vom 11. November 1763 heißt es: "Erstlich verlangen Ihro Konigl. Majt. eine ganz neuen Taffel Service mit Antiquen hangenden Vestunen, welche an d'amours Köpfgen angeknüpfet und flach erhaben seyn, worzu Ihro Königl. Majt. eine eigenhändige Zeichnung gegeben; [...] Die Mahlerey soll aus schönen Blumen, als Rosen, Mohn-blumen, Nelcken, Hyacinte, Pappeln, Tulipanen, Monstrosen, in specie auch mit aus schönen Auriculn wohl angebracht bestehen, wobey Ihro Königl. Majth. gnädigst angeordnet, daß niemahls auf einem Teller oder Schüßel mehr als nur 2 Blumen gemahlet, und solchergestalt proportinierlich und mit Überlegung angebracht werden sollen, daß die couleuren nicht einander zuwieder fallen. Auch ist befohlen worden, daß dieser Servis der Vestunen Servis genannt werden soll." (a.a.O., S. 68 f.) Der Name des Services ist durch diese Schriftquelle Geschichte geworden. Das Wort Vestunen = Festons bezeichnet die Blumengirlanden, die die Gefäße und Teller zieren, und deren Ausformung als aufwändigster Arbeitsschritt der Produktion bezeichnet werden kann. Es sind nur sehr wenige Teile aus dem Service bekannt. So besitzt das Krefelder Kaiser Wilhelm Museum eine Terrine und eine Bratenschale, die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg zwei Wärmeglocken und den von Kaendler detailliert beschriebenen Tafelaufsatz. Im Berliner Kunstgewerbemuseum befinden sich zwei der Dessert- oder Fruchtkörbe aus ehemaligem Hohenzollernbesitz sowie ein unbemalter flacher Teller. In der Dresdener Porzellansammlung gibt es einen von ursprünglich 240 flachen Speisetellern. Im Münchner Residenzmuseum hat sich das fünfteilige Mittelstück des figürlichen Tafelschmucks zum Vestunen-Service erhalten, der König wollte es undekoriert. Vor dem Zweiten Weltkrieg besaß das Potsdamer Stadtmuseum eine der 20 Wärmeglocken, sie gilt als Kriegsverlust. Wir danken Herrn Dag Nabrdalik für den Textbeitrag. Literatur Die ausführliche Geschichte des Services bei Wittwer, "hat der König von Preußen die schleunige Verfertigung verschiedener Bestellungen ernstlich begehret" - Friedrich der Große und das Meißener Porzellan, in: Keramos 208/2010, S. 67 - 74.

Schätzw. 1.000 - 1.500 EUR