Friedrich Drake - Statuette Alexander von Humboldts
Zinkguss, vergoldet. Vollplastisches Zimmerdenkmal auf quadratischer Plinthe mit abgeschrägten Ecken. In kurzer Schrittstellung stehende Figur, bekleidet mit doppelreihigem Gehrock und Halsbinde, über das in beiden Händen gehaltene geöffnete Buch hinweg in eine Ferne schauend. Bezeichnet und auf der Plinthe rechter Hand signiert "L. DRAKE 1857". H 40,5 cm.
Berlin, Ludwig Drake, 1857.
Alexander von Humboldt (1769 - 1859) kann durchaus als der berühmteste deutsche Naturforscher, Geograf und Entdecker des 19. Jahrhunderts bezeichnet werden. Er beschäftigte sich u.v.a. mit Botanik, Zoologie, Bergbau und schuf die Grundlagen für die moderne Meteorologie.
Zum Zeitpunkt der Ausführung dieses Tischstandbilds, 1857, war er bereits 78 Jahre alt. Der Preußische Landtag genehmigte gerade ein Gesetz gegen die Sklaverei, ein aktuelles Thema kurz vor dem amerikanischen Sezessionskrieg und ein Thema, für das sich Humboldt sehr engagiert hatte. Zur selben Zeit erlitt er einen Schlaganfall und musste seinen Dienst als Kammerherr Friedrich Wilhelms IV. kündigen.
Friedrich Drake (1805 - 1882) war 1857 ein bereits über die Grenzen Preußens bekannter Bildhauer, spezialisiert auf Denkmäler und Porträts. In der Skulpturensammlung der Nationalgalerie Berlin befindet sich ein von Drake signiertes und 1834 datiertes Gipsmodell des Bruders, Wilhelm von Humboldt (1767 - 1835). Der Diplomat und Gelehrte steht frontal in gleicher Position und hält einen entfalteten Briefbogen in den Händen. Die Nähe zu dem Zinkguss ist evident, zumal es ebenfalls ein Altersbildnis ist, was in der Haltung des Dargestellten und in den physiognomischen Details doch weitgehend vom höfischen Idealismus abweicht, der noch zur Regierungszeit Friedrich Wilhelms III. verbindlich war. Es könnte durchaus sein, dass Alexander von Humboldt diese Statuette seines Bruders als vorbildlich und angemessen empfunden und Friedrich Drake um eine ähnliche Darstellung gebeten hat.
Das schließlich vollendete Modell des stehenden Alexander von Humboldt mit dem aufgeschlagenen Buch in den Händen war so populär, das es auch in anderen Materialien produziert wurde, z.B. in Keramik von der Tonwarenfabrik Ernst March (Stadtmuseum Berlin, Inv. Nr. VI 23618).
Nach Humboldts Tod und zu seinem 100. Geburtstag beauftragte die German Society in Philadelphia USA Friedrich Drake mit der Modellierung und Ausführung eines Denkmals für den Universalgelehrten, der im Mai 1804 diese Stadt besucht hatte. Die Statue wurde im Fairmount Park aufgestellt und 1869 eingeweiht.
Literatur
Vgl. Maaz (Hg), Nationalgalerie Berlin. Bestandskatalog der Skulpturen. Das XIX. Jahrhundert, Berlin-Leipzig 2006, Kat. Nr. 195.
Schätzw. 3.000 - 5.000 EUR