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GROSSE TAPISSERIE AUS DER FOLGE "DAS LEBEN DES CÄSAR" Brüssel, Mitte 17. Jh. Stadtmarke BB (Brabant-Brüssel) sowie signiert G. Peemans (Gérard Peemans, aktiv 1660–1707). Schlachtendarstellung, im oberen Teil in Kartusche bezeichnet "IULIUS CAESAR ET POMPEUS CONFLIGUINT". Breite Bordüre mit opulenter Blumengirlande mit Figuren sowie Hirtendarstellung in Kartusche. 400 x 600 cm. Kleinere Risse, Restaurierungen. Eine ähnliche Tapisserie von Gérard Peemans aus den Serien 'La Vie de César-Auguste', 'L'Histoire de Marc-Antoine et Cléopatre' und 'l'Histoire de Zénobie, reine de Palmyre' ist abgebildet in: Guy Delmarcel: La Tapisserie Flamande du XV au XVIII siècle, Paris 1999, S. 247. Gerard Peemans war der Schwiegersohn des berühmten Brüsseler Teppichwebers Gerard van der Strecken, der Mitte des 17. Jahrhunderts eine große Anzahl hochwertiger Wandbehänge herstellte. G. Peemans betrieb eine der wichtigsten Brüsseler Werkstätten der zweiten Hälfte des 17. Jh. Zwischen 1660 und 1707 tätig, beschäftigte er bereits im Jahr 1665 vierzehn Weber an sechs Webstühlen. Diese Zahl stieg 1683 auf dreiunddreißig Weber an, um dann von 1703–1707 wieder auf vier Webstühle zu fallen. In seinen Werkstätten ließ er zahlreiche Behänge nach externen Künstlervorlagen anfertigen: Den Behang der Apostelgeschichte nach einem Modell von Raffael, im Depot des Victoria und Albert Museum, London zu finden, sowie die Tapisserie zur Geschichte Alexanders des Großen nach den Vorlagen von Charles Le Brun. Weitere Werkzyklen sind nach Vorlagen flämischer Maler wie Justus van Egmont inspiriert, so unter anderem auch die Geschichte des Achilles nach Rubens, die Geschichten von Kleopatra und Marcus Aurelius sowie von Dido und Aeneas. Von meisterhafter Qualität ist insbesondere der Behang der Zenobia, Königin von Palmyra, ausgestellt im Musée Royaux d’Art et d’Histoire, Bruxelles. Viele Vorzeichnungen stammen von Justus van Egmont (Leiden 1601–1674 Antwerpen), der vor allem als geschickter Maler von Porträts und Historienbildern sowie als Schöpfer von Wandteppichen bekannt ist. Von 1620 bis 1628 war er Mitglied der Werkstatt von Rubens und beteiligte sich an der Ausführung der Geschichte der Marie de Médicis, einem Zyklus, der für die Galerie des Palais du Luxembourg in Paris bestimmt war (1622–1625). Er ließ sich in Paris nieder und wurde Mitarbeiter von Simon Vouet. Er malte Gobelinentwürfe für die Werkstätten im Faubourg Saint-Marcel-Quartier, wo viele nach Paris emigrierte flämische Gobelinknüpfer, wie Coomans und Van der Plancken (de la Planche) arbeiteten. Von König Ludwig XIV mit dem Titel "Peintre du Roy" geehrt, war Van Egmont im 1648 einer der zwölf Gründer der Akademie für Malerei und Bildhauerei. Ab 1649 war er in Brüssel angesiedelt, bevor er sich 1653 dauerhaft in Antwerpen niederließ, wo er bis zu seinem Tod 1674 in Opulenz und Ruhm lebte. Seine bekanntesten Tapisserieentwürfe stammen aus dieser letzteren Periode, darunter die Geschichten des Cäsar Augustus (1659), der Kleopatra und Marcus Aurelius (1661), des Dido und Aeneas, der Zenobia - Königin von Palmyra (ausgestellt im Musée Royaux d’Art et d’Histoire, Bruxelles), und des Aurelian (1665). In ihrer Gestaltung und Komposition sind diese Vorlagen von Justus van Egmont ein prächtiger Ausdruck des flämischen Barocks. Alle erwähnten Wandteppiche weisen die gleichen Bordüren auf, ihres Zeichens ein Meisterwerk der flämischen Barockkunst, mit Liebesmotiven, Früchte- und Blumengirlanden "au naturel", Pfauen, Vasen, wasserspeiende Delphine sowie Kartuschen mit lateinischen Inschriften, welche wiederkehrende Gestaltungsmittel sind und die barocke Opulenz bezeugen. Das lebendige und leuchtende Kolorit charakterisiert sich durch die Zartheit der Rosé-, Grau- und Beigetöne. Verstärkt wird diese Farbpalette durch kräftig satte Rot-, Blau-, Grün-, Gold- und Kupfertöne. Die prächtige Bordüre vervollständigt die festliche Atmosphäre dieses brillanten Behangs.

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