Bedeutende Schatulle aus Palisanderfurnier, Knochenfurnier mit Flachreliefschnitzereien und Ebenholz, rechteckige Form mit Deckel mit hohem, profiliertem Kissen, auf Kugelfüßen stehend. Ringsum stehende Figuren: Auf der Vorderseite und den Seiten, die sich paarweise gegenüberstehen, befinden sich meist bärtige Figuren, einige mit Mützen, Hauben und einer mit einem Hut mit breiter Krempe; auf der Rückseite, in der Mitte und von vorne, ein bartloser Mann mit langen Haaren, die ihm bis auf die Schultern fallen, mit offenen Händen, Christus? umgeben von elf Profilfiguren; Rest des geometrischen Dekors mit Wolfszähnen und Rautenfriesen; Deckel mit nackten Engeln auf Laubgrund mit einem geschnitzten Plättchen mit einer gekrönten Säule in einer Raute in der Mitte des Scheitels, Wappen der römischen Familie Colonna. Innen mit rosafarbenem Damast aus alter Seide mit Motiven aus Netzen, Blattzweigen, polylobierten Reserven und einer Lilie ausgekleidet. Norditalien, Werkstatt der Embriachi, Mitte des 15. Jahrhunderts Höhe: 40 cm - Länge: 52,1 cm - Tiefe: 23,3 cm (kleine Restaurierungen, stellenweise Leimspuren) Dieses imposante Kästchen, eines der größten bekannten, zeigt ein dekoratives Thema, das in der Produktion der Werkstatt der Embriachi nicht üblich ist, da diese in der Regel höfische, biblische oder aus der italienischen Literatur wie den Novellen von Boccaccio stammende Themen behandelt. Hier nimmt jede Figur ein einzelnes Plättchen ein, einige tragen Priester- oder Prinzenfrisuren und scheinen bei einigen von ihnen einen Dialog miteinander zu führen. Auf der Rückseite befindet sich eine frontale Figur, die Christus darstellen könnte. Ihre geöffneten Hände scheinen eine einladende Haltung gegenüber den drei Paaren zu zeigen, die sie umgeben und sich von Angesicht zu Angesicht anschauen. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass im Laufe der Zeit einige Plättchen bei einer Restaurierung verschoben wurden und die ursprüngliche Botschaft des Künstlers etwas verwischt haben. Die Colonna gehörten einer illustren Familie römischen Ursprungs an, die mehrere Päpste stellte und zahlreiche Prälaten zählte. Diese Schatulle könnte Prospero Colonna (1410-1463), Kardinal in Rom und Neffe von Papst Martin V., gehört haben, was die ursprüngliche dekorative Wahl dieser Schatulle erklären könnte. Aufgerufene Bücher: L. Martini unter der Leitung von, Oggetti in avorio e osso nel Museo nazionale di Ravenna sec. XV-XIX, Ravenna, 1993; Ausstellung Brescia 2001, "Bottega degli Embriachi" cofanetti e cassettine tra Gotico e Rinascimento, Brixiantiquaria, Kat.; M. Tomasi, La Bottega degli Embriachi, Florenz, 2001.