LISZT Franz (1811-1886) L.A.S. "F. Liszt", Weymar 6. März 1853, [an Gustav SCHMI…
Beschreibung

LISZT Franz (1811-1886)

L.A.S. "F. Liszt", Weymar 6. März 1853, [an Gustav SCHMIDT]; 4 eng beschriebenen Seiten in-8; in deutscher Sprache. Langer Brief mit Ratschlägen, wie man Berlioz' Romeo und Julia und die Wagner-Woche in Weimar dirigieren solle. [Gustav SCHMIDT (1816-1882) war seit 1851 Kapellmeister in Frankfurt] Liszt schickt seinem Korrespondenten die Partitur von BERLIOZ' Symphonie Romeo und Julia sowie ein Paar antike Zimbeln, die für Königin Mab benötigt werden. Es wird nützlich sein, im Programmheft den vollständigen Titel des zweiten Teils abdrucken zu lassen (Deuxième Partie. - Romeo allein - Konzert und Ball. Grand Fête chez Capulet), wie Berlioz es in der Partitur angegeben hat. Es wäre nicht überflüssig, im Konzertprogramm als Kommentar zum Scherzo der Königin Mab die Geschichte der Königin Mab (wie sie im deutschen Text der Partitur geschrieben steht) oder besser das Shakespeare-Zitat einzufügen. Er empfiehlt, die Streicher und Bläser mehrmals getrennt voneinander proben zu lassen. Die Fee Mab ist eine besonders schwierige Nummer. Wenn er sie dirigiert, bedient er sich gerne der Beethovenschen Methode, vier Takte in vier Schlägen wie in C zu schlagen (rythmo di 4° battute, wie im Scherzo der 9. Symphonie) - auf diese Weise gewinnt man an Ruhe, ohne die Präzision zu beeinträchtigen... Er rät, die antiken Zimbeln in der Nähe des Pultes zu platzieren - und Berlioz möchte generell, dass die Orgelpunkte sehr lange dauern. Dann erwähnt er den Plan, Der Lustige Rath [von J. Hoven, Pseudonym von Johann Vesque von Püttligen] in Frankfurt im Sommer; er spricht auch über Raffs Oper [König Alfred] und fragt Schmidt, ob er seine Oper fertiggestellt habe: Wenn er sie nicht in Frankfurt uraufführen wolle, stelle er ihm die Bühne in Weimar zur Verfügung... Er bittet darum, ihm die Partitur und die Stimmen von Romeo und Julia unmittelbar nach der Aufführung zurückzusenden, da beide Nummern wahrscheinlich in der Osterwoche in Weimar zu Ehren SM des Königs von Sachsen erneut aufgeführt werden... Er fügte hinzu, dass die drei Aufführungen von WAGNERs Opern Der fliegende Holländer, Tannhauser und Lohengrin in dieser Woche wie angekündigt sehr zufriedenstellend verlaufen seien. Gestern entschied Lohengrin über die Wagner-Woche, die für Weimar epochal sein wird. "Verehrter Freund, Mit der morgigen Post sende ich Ihnen die Partitur und Stimmen der Berlioz'schen Sinfonie Romeo und Julia nebst zwei Paar antike Cymbeln, die Sie zur Fee Mab bedarfen. Zweckdienlich wird es sein, wenn Sie den vollständigen Titel des zweiten Theils (Deuxième Partie. - Roméo seul - Concert et Bal. Grand Fête chez Capulet) so wie ihn Berlioz in der Partitur angegeben in dem Programm abdrucken laßen. Als Commentar zu dem Scherzo Fee Mab dürfte auch entweder die Erzählung der Fee Mab, (wie Sie im deutschen Text der Partitur vorsteht) oder besser das Shakespearische Citat, auf Ihr Conzert Programm nicht überflüssig erscheinen. Wiederholt empfehle ich Ihnen separat Proben der Streich und Blas Instrumente. Die Fee Mab ist insbesondere eine schwierige Nummer. Beim Dirigieren derselben behelfe ich mir gerne hie und da mit der Beethoven'schen Methode in der ich 4 Takte als 4 Viertel schlage wie beim C Takt (rythmo di 4° battute, wie im Scherzo der 9ten Sinfonie) - dadurch gewinn ich mehr Ruhe ohne die Präzision am mindesten zu beeinträchtigen. Versuchen Sie es gelegentlich und ich glaube, dass Sie mir nicht unrecht geben werden. Die antiken Cymbeln rathe ich Ihnen nahe an Ihr Pult zu stellen - und die Fermaten wünscht Berlioz in der Regel sehr lange. Daß Sie auf den lustigen Rath für diesen Sommer reflektieren, ist mir sehr angenehm zu vernehmen. [...] Von Raffs Oper habe ich Ihnen bloß im Vergleich mit der Kittel'schen gesprochen ohne alle Absicht, Sie etwa mit Partituren zu bombardieren. [...] Wie steht es mit Ihrer Oper? Sind Sie damit fertig? - Sollten Sie es vielleicht aus einem mir unbekannten Grund, das Werk zum ersten Mal nicht in Frankfurt aufzuführen wünschen, so steht Ihnen die hiesige Bühne zur Disposition, und es bedarf glaube ich keiner weiteren Wert-Versicherung, um Sie von meiner bereitwilligen Freundschaft zu überzeugen. Schließlich muss ich Sie noch bitten, mir Partitur und Stimmen von Romeo und Julia sogleich nach Ihrer Aufführung wieder zurück zu senden, da die beiden Nummern wahrscheinlich auch wieder hier in der Osterwoche aufgeführt werden, und zwar zu Ehren S.M. des Königs von Sachsen deßen Besuch in Weimar zur Osterwoche angesagt ist [...] Die 3 Vorstellungen der Wagner'schen Opern Flieg: Holl: - Tannhauser und Lohengrin sind so wie sie angesagt wurden in dieser Woche ganz befriedigend von sich gegangen. Gestern beschloß Lohengrin diese für Wey[mar] epochemachende Wagner-Woche."

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LISZT Franz (1811-1886)

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